Montag, 13. Februar 2012

Furcht und Gnade

von Mrs. Parunak

Vor vier Jahren wäre ich beinahe an einer Lungenentzündung gestorben. Eine Erfahrung, zu der ich immer wieder zurückschaue, die mir hilft, die Kraftquelle im Angesicht von Prüfungen zu verstehen. Nicht meine eigene Kraft. Gottes Kraft.

Es war nicht nur, dass Gott den Ärzten Weisheit gab, oder dass er mir ermöglichte, die richtigen Antibiotika zu bekommen oder sogar, dass er mein Leben verschont hat, wenn es auch wahr ist, dass er all dies getan hat und ich bin ungemein dankbar dafür. Doch die Ursache, weshalb ich ich so oft an dieses Ereignis zurückdenke, liegt darin, was es mich gelehrt hat über die Angst – und über den Unterschied zwischen der Vorstellung einer Prüfung und dem eigentlichen Gehen durch diese Prüfung.

Ich habe ein sehr lebendiges Vorstellungsvermögen und eine wirklich miserable Gewohnheit, die Gedanken einfach laufen zu lassen. Früher war es noch schlimmer. Wenn mein Geist ruhig war, zum Beispiel während Gymnastikübungen oder auf Autofahrten, begann ich zu denken, und bevor ich es realisierte, verwandelten sich die Gedanken in Ängste. Was, wenn unser Haus abbrennen würde, während ich ausser Hause bin, oder wenn unser kleiner Hund eingeschlossen würde? Was, wenn ich einen Anruf bekäme, dass mein Vater diese Nacht eine Herzattacke hatte? Was, wenn mein Mann in einen Autounfall käme? Was würde ich tun, wenn Gott etwas so Schreckliches zulassen würde? Solche Dinge passieren anderen Leuten. Ich hatte keine Garantie, dass es mir nicht passieren könnte. Während ich durch mein friedliches, glückliches Leben ging, durchlebte ich einen schrecklichen Gedanken nach dem anderen. Eines der Dinge, vor denen die ich mich am meisten fürchtete war, dass ich auf irgend eine Weise sterben könnte und meine Kinder ohne Mutter zurücklassen würde. Der Gedanke, meine Babys zu verlieren, trieb mir fast jedes Mal Tränen in die Augen.

Du magst dich fragen, weshalb ich wohl über so schreckliche Dinge nachgedacht habe, die nicht einmal wahr sind, insbesondere, da uns Bibelverse wie Philipper 4,8 gegeben sind. Die Antwort ist, dass ich einen undisziplinierten Geist hatte und auch Mangel an Glauben. Da mein Leben bis zu diesem Punkt relativ leicht und schön gewesen ist, war der Gedanke von Schwierigkeiten ein grosses Spektrum der Unbekanntheit.

Dann bekam ich die Lungenentzündung. Ich wurde sehr krank, alles ging sehr schnell und eines Morgens konnte ich fast nicht mehr atmen. Ich war so ausser Atem, dass ich mich kaum noch anziehen konnte, um auf den Notfall zu gehen. Ich erinnere mich, wie meine flache Atmung wie mit schwachen Flügeln flatterte und  wie die Hand meines verzweifelten Mannes auf meinem Rücken mich von hinten stiess, als ich langsam die endlosen wenigen Meter vom Randstein zum Eingang der Notfallstation schlurfte. Als ich dort ankam, warf die Pflegefachfrau einen Blick auf meinen Blutsauerstoffwert und rief: „Ich brauche ein Beatmungsgerät. SOFORT.“ Sie gaben mir eine Sauerstoffmaske. Ich sauge und saugte daran um bei Besinnung zu bleiben, während ich die Schwester darüber reden hörte, mich mit der Ambulanz in ein grösseres Spital zu verlegen und mich möglicherweise an einen Respirator zu hängen.

Inzwischen kam meine Schwiegermutter, um meine Kinder in das Haus von Freunden zu bringen. Ich konnte meinen viermonatigen Sohn nicht stillen. Er musste mit Milchersatznahrung versorgt werden. So etwas Undenkbares für ein
LaLeche Ligue-Mitglied wie mich. Jetzt gehörte es zum Lauf der Dinge. Ich streckte meinen Arm aus zu meinem Baby-Sohn im Autositz neben mir und berührte sanft seine Wange. Er weinte. Und ich zog meine Hand wieder zurück.

„Sagt Mama auf Wiedersehen“, sprach mein Mann. Und meine Kinder verschwanden aus der Tür.

Einfach so. Ich liess sie gehen.

In jenem Moment waren weder mein Mann noch ich sicher, ob sie mich jemals wiedersehen würden. Ich war nicht fähig zu sprechen. Ich konnte ihnen nicht sagen: „Ich liebe Euch!“, oder: „Auf Wiedersehen.“ Ich stand meiner schlimmsten Angst gegenüber. Und es war in Ordnung. Es war in Ordnung.

In diesem schrecklichen Moment erlebte ich den vollkommenen Frieden.

Martha Peace hat in einem ihrer Bücher (ich denke es ist „The Excellent Wife“) genau dies beschrieben. Sie machte darauf aufmerksam, dass, wenn wir uns entmutigende Szenarien einfach ausdenken, den schrecklichen Emotionen ohne jegliche stärkende Gnade Gottes begegnen. Immer, wenn wir uns so etwas vorstellen, begeben wir uns in Qualen einer Art, durch die wir niemals im richtigen Leben werden durchgehen müssen. Wenn furchtbare Sachen wirklich passieren, geht Gott mit uns durch sie und gibt uns seine Gnade und Kraft. Der Friede der Gegenwart Gottes durch eine Prüfung hindurch ist etwas, das ich nie in meiner Phantasie heraufbeschwören kann und etwas, was nur in wirklichen Schwierigkeiten kommt, nicht in Vortäuschungen, die ich mir selber während des Autofahrens zusammen bastle.

Heute, wenn die „Was-wenn’s“ kommen, um den klaren Himmel eines ruhigen Momentes zu verdunkeln, versuche ich mich daran zu erinnern, dass, wenn so etwas wirklich passieren sollte, es nicht so sein würde, wie ich es mir vorstelle. Ich habe keine Ahnung von dem Frieden, der Kraft und der Gnade, die der Herr mir geben würde. Sicher hast Du schon das banale kleine Sprichwort gehört: „Gottes Wille führt uns niemals an einen Ort, wo die Gnade Gottes uns nicht festhalten kann.“ Es ist wahr.

Die englische Originalversion kann eingesehen werden unter:
http://pursuingtitus2.com/2010/02/10/fear-and-grac/

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