Samstag, 18. Februar 2012

Ich bin die Amische, die Dich liebt

10. September 2009 von Mrs. Parunak, www.pursuingtitus2.com

Es ist einfach, Menschen zu lieben, die genau gleich sind wie wir. Durch sie fühlen wir uns glücklich, beständig, in Frieden mit der Welt und unseren Entscheidungen. Es gibt so viel Bestätigung in der Gleichgesinntheit: Du siehst nie verrückt aus, du musst dich nie erklären, du bist zimlich sicher auf dem richtigen Weg, schau nur auf all die Menschen, die mit dir einverstanden sind. Rosig.

Unterschiede unter Menschen sind unbequem. Da ist das unangenehme, einem zusetzende Gefühl, dass jemand falsch sein könnte, oder sogar noch schlimmer, da ist die Sorge, dass jemand abfällig denken könnte, wir seien falsch, und der uns möglicherweise sogar verurteilt.

Ich habe viel Erfahrung damit, denn ich bin so zu sagen eine „quasi-Amische“. Ich trage laaaange Röcke. Eine Kopfbedeckung. Ich bekomme alle 22 Monate ein Baby (wenigstens bis jetzt). Ich habe Hausgeburten. Ich stille. Ich unterrichte die Kinder zu Hause. Ich bin Teil einer sehr kleinen Hauskirche. Wenn die Leute über eine Fernsehshow sprechen, habe ich in der Regel keinen Schimmer davon, sofern sie nach dem letzten Millenium ausgestrahlt worden ist. Jahre sind vergangen, seit ich das letze Mal in einem Kino war. Ich höre kein Radio. Ich habe mich nie gross für weltliche Musik interessiert. Wie du siehst, isoliert und komisch.

Doch es gibt viele Menschen in meinem Leben, die nicht alle diese Dinge tun oder sogar nichts davon.

Und so frage ich mich, wie Menschen mit einem unüblichen Sortiment an Überzeugungen und Lebensweisen umgehen mit dem Rest der Welt, den „Normalen“, den weniger ausgeflippten Leuten dort draussen, ohne das Element der vermuteten Verurteilung hinzuzufügen, welches jedermann so unwohl fühlen lässt?


Da meine Überzeugungen so unüblich sind, scheint es, dass ich nicht darüber sprechen kann, ohne dass viele Leute um mich herum sich verurteilt fühlen, schlicht und einfach aufgrund der Tatsache, dass sie andere Überzeugungen haben. Und ich kann nicht ehrlich sagen, dass meine Überzeugungen nur „persönliche“ Überzeugungen seien im Sinn von: „Ich fühle mich berufen, keinen Haferbrei zu essen, doch ich störe mich nicht daran, wenn ihr alle Bootsladungen von diesem Zeug esst – es ist nur eine persönliche Überzeugung.“ Ich hatte nie dass Gefühl, dass Gott mir irgend etwas aufzeigen würde als spezielle Berufung für mein Leben. Wenn ich etwas glaube, dann ist es, weil ich es tatsächlich glaube. Ich kleide mich nicht sittsam, weil ich glaube, dass es etwas sei, was ich tun sollte. – „Doch das macht nichts, meine Liebe, Gott interessiert sich nicht dafür, was du anziehst.“ Ich vermeide nicht die Mehrheit der TV-Sendungen, weil ich denke, dass es eine sinnlose, schlüpfrige, moralisch desensibilisierende Verschwendung der Zeit sei für mich, aber mit grosser Wahrscheinlichkeit gut und gesund für alle anderen. Nein, ich mache diese Sachen (und die meisten Sachen), weil ich glaube, dass sie in der Theorie wahr sind und dann wende ich sie für mich an. Brillant. Ich bin gut ausgerüstet, um erstklassig das Gericht und die Verurteilung über fast alle Menschen auf diesem Planeten zu posaunen. Weil, du weißt: mit meiner langen Liste von all den Wegen, die mich isoliert und komisch machen, ist es sehr einfach für beinahe jeden, einen springenden Punkt zu finden, ein Gebiet des Widerspruches, etwas, das ich wirklich glaube und die anderen einfach nicht.

Was kann man da machen? Was kann man tun?

Einige Menschen kommen um diese Debatte herum, indem sie sich mit Menschen umgeben, die alle dasselbe denken. Sie treten einer unterdrückenden Gruppe bei, die alle Überzeugungen diktiert, damit sie konservativ sein können ohne Kontroverse. Sie parkieren ihre Köpfe an der Tür, und verurteilen gemeinsam in einer behaglichen Gruppe. Doch dann? Wer wird ihnen helfen, zu sehen, wo sie falsch sind? Für niemanden von uns wäre es möglich, alles komplett richtig zu verstehen. Wir brauchen andere Menschen, die die Welt anders sehen, die uns herausfordern und uns helfen, diese unsere Überzeugungen zu überdenken. Dies dient zur Sicherstellung, dass wir nicht entscheiden, Haferbrei sei der Antichrist oder so etwas.

Ein besserer Plan ist, wirklich zu glauben, was wir glauben, es in aller Freiheit miteinander zu teilen, und dann liebevoll einer dem anderen Raum geben, Gott zu folgen nach bestem Wissen und Gewissen. Wir sind nicht diejenigen, denen andere Menschen gefallen müssen. Sie müssen nur Gott gefallen und er wird jedem einzelnen die Dinge offenbaren, die er will, dass wir sie wissen, zu seiner Zeit.

Lasst uns aufrichtig Menschen lieben, sogar wenn sie sich sittlich kleiden (oder nicht), oder Familienplanung machen (oder nicht), oder ihre Kinder in die öffentliche Schule schicken (oder nicht) oder sogar wenn sie Haferbrei essen (oder nicht). Es besteht weiterhin die Möglichkeit, dass Menschen sich durch die verschiedenen Überzeugungen von Zeit zu Zeit unangenehm fühlen. Doch wenn wir darin ausharren sie zu respektieren, wertzuschätzen, von ihnen lernen und sie lieben aber indem wir ausharren sie zu respektieren, sie wertzuschätzen, von ihnen zu lernen und sie zu lieben scheint dies mir eine viel bessere Lösung zu sein als einerseits so zu tun, als würden wir nichts glauben oder andererseits uns selbst auf Leute zu limitieren, die schon im Voraus mit uns einverstanden sind.

Übersetzung von Leonie Keel

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